Als langjährige Stadtentdeckerin und Veranstaltungsbesucherin in Chemnitz habe ich schon einige Nachbarschaftskonzerte miterlebt — und auch selbst organisiert. Ein kleines Konzert im Hof kann so viel Atmosphäre schaffen: Es bringt Menschen zusammen, belebt den Kiez und bietet lokalen Musikerinnen und Musikern eine Bühne. In diesem Artikel teile ich meine persönliche Checkliste, wichtige Hinweise zu Genehmigungen und praktische Sound-Tipps, damit dein Hofkonzert gelingt.

Die Idee konkretisieren

Bevor du loslegst, überlege dir das Grundkonzept: Welches Format möchtest du? Unplugged-Akustik, Singer-Songwriter, kleine Indie-Band oder ein DJ-Set? Wie viele Gäste sollen kommen — 30, 100 oder eher eine gemütliche Runde? Je nachdem ändert sich der Aufwand für Bühne, Technik und Genehmigungen.

Meine Faustregel: Je kleiner und leiser das Format, desto weniger bürokratischer Aufwand. Bei akustischen Sets reicht oft eine minimale Verstärkung. Wenn du jedoch mit Schlagzeug, Bassamp oder lauten elektrischen Gitarren arbeitest, solltest du frühzeitig über Regeln zur Lautstärke und Nachbarschaftsinformation nachdenken.

Checkliste: Planung und Organisation

Hier ist meine praxiserprobte Checkliste — drucke sie aus oder speichere sie als Vorlage:

  • Datum und Uhrzeit festlegen (beachte Ruhezeiten: in Deutschland meist Nachtruhe ab 22/23 Uhr)
  • Ort klarmachen: Hofmaße, Untergrund, Zugänglichkeit für Equipment
  • Line-up buchen: lokale Bands, Musiker*innen oder DJ
  • Technik anfragen: PA, Verstärker, Mikrofone, Mischpult
  • Stromversorgung prüfen: Steckdosen, Kabelwege, ggf. Generator
  • Sitz- und Stehplätze planen: Bierbänke, Klappstühle, Decken
  • Sicherheitskonzept: Fluchtwege, Erste-Hilfe-Set, Beleuchtung
  • Genehmigungen & Nachbarn informieren (siehe Tabelle unten)
  • Toiletten und Müllentsorgung organisieren
  • Verpflegung: Getränke, Snacks oder Food-Trucks
  • Programm & Zeitplan erstellen: Spielzeiten, Soundcheck
  • Werbung: Social Media, Aushänge im Haus, Eventkalender
  • Backstage-Bereich für Künstler*innen einrichten
  • Genehmigungen und Nachbarschaftsrecht

    Ob du eine Genehmigung brauchst, hängt von mehreren Faktoren ab: Lautstärke, Dauer, Anzahl der Besucher*innen und ob Eintritt erhoben wird. In vielen Fällen reicht eine formlose Information an Hausverwaltung und Nachbar*innen — aber bei größeren Events oder wenn Strom über öffentliche Wege verlegt wird, ist das Ordnungsamt zuständig.

    Hier ein kompaktes Übersichtstabel

    SzenarioBenötigte Schritte
    Kleines Akustik-Set (bis ~50 Gäste, bis 22 Uhr)Nachbarn informieren, Hausverwaltung in Kenntnis setzen; meist keine Genehmigung
    Lauteres Konzert / mehr Gäste / EintrittAnmeldung beim Ordnungsamt, ggf. Lärmschutzauflagen, Sicherheitskonzept
    Verkauf von Speisen/GetränkenGewerbeanmeldung bzw. Gaststättenerlaubnis prüfen; ordnungsgemäße Müllentsorgung sicherstellen
    Strom über öffentliche Flächen oder GeneratorGenehmigung für Kabelquerungen, Umweltschutzauflagen für Generatoren

    Wichtig: In Chemnitz kann das Ordnungsamt je nach Bezirk unterschiedliche Vorgaben haben. Ich rufe lieber einmal zu viel an als zu wenig — ein kurzes Gespräch klärt häufig, welche Unterlagen benötigt werden. Zudem: Informiere schriftlich (Zettel im Hausflur, Ankündigung per Hausgruppe) und biete an, Kontaktperson zu sein, um Beschwerden zu managen.

    Finanzen und Budget

    Auch ein kleines Hofkonzert kostet Geld. Plane ein einfaches Budget:

  • Gagen für Musiker*innen (oft nach Absprache, manchmal gegen Hutspende)
  • Technik-Miete (PA, Mikrofone, Kabel)
  • Genehmigungsgebühren
  • Versicherungen (Haftpflicht eventueller Schäden)
  • Mobiliar und Dekoration
  • Ich habe gute Erfahrungen mit Modellrechnungen gemacht: zwei Bands, PA-Miete (ca. 150–300 €), Getränke 50–100 €, kleines Honorar → Gesamtkosten oft zwischen 300–800 €. Crowdfunding, Spendenhut oder ein moderater Eintritt können das decken. Manche Nachbar*innen helfen auch mit Kuchenspenden oder Kuchentheke.

    Sound-Tipps: Technik, Pegel und Monitoring

    Sound ist das Herz eines Konzerts — selbst ein kleines Event profitiert von gutem Klang. Hier meine wichtigsten Tipps:

  • Bring eine kleine, aber solide PA: Aktivboxen von Yamaha (DXR-Serie) oder JBL (EON-Serie) sind leicht zu transportieren und liefern guten Klang für Hofgrößen bis 100 Personen.
  • Mischpult: Ein kleines digitales Pult wie das Behringer X32 Compact ist praktisch, aber auch analoge 8-Kanal-Pulte tun es. Achte auf genügend Mic-Eingänge und einen Monitor-Weg.
  • Monitorlösungen: Für Singer-Songwriter reicht oft ein kleiner Monitorlautsprecher. Bands brauchen mindestens einen Monitor auf der Bühne.
  • Soundcheck: Plane 45–60 Minuten Soundcheck pro Act ein. Das erspart lange Einstellphase während des Konzerts.
  • Lautstärke beachten: Stelle den Sound so ein, dass Stimmen klar verständlich sind, ohne die Hauswände zum Vibrieren zu bringen. Nutze Limiter am Mischpult, um Überschwinger zu vermeiden.
  • Platzierung: Stelle die PA nie direkt an Wohnungsfenstern auf. Winkel die Boxen leicht nach innen, um Schallreflexionen an den Hauswänden zu reduzieren.
  • Sicherheit, Beleuchtung und Atmosphäre

    Kleine Details schaffen Atmosphäre und Sicherheit:

  • Beleuchtung: Lichterketten (z. B. von Konstsmide), Baustrahler für Wege, Akkulampen für Notfälle
  • Sichtbarkeit von Kabeln: Kabelbrücken oder Klebeband, damit niemand stolpert
  • Müllkonzept: ausreichend Müll- und Recyclingbehälter
  • Barrierefreiheit: Zugänglichkeit prüfen, Rampen bei Höhenunterschieden
  • Kommunikation & Promotion

    Ich setze auf eine Mischung aus persönlicher Einladung und Social Media. Poste auf Instagram und Facebook, nutze lokale Gruppen (z. B. Nachbarschaftsgruppen in Chemnitz) und trage dein Event in regionale Eventkalender ein — auch auf Lima Chemnitz kannst du Hinweise einreichen (https://www.lima-chemnitz.de).

    Kurz vor dem Event erinnere die Nachbar*innen noch einmal per Aushang und nenne eine Kontaktperson für Beschwerden. Transparenz schafft Verständnis — bei mir hat das oft zu weniger Konflikten geführt und manchmal helfen Nachbar*innen sogar beim Auf- oder Abbau.

    Letzte Tipps aus eigener Erfahrung

    Gib dem Publikum Raum zum Ankommen: eine halbe Stunde Einlass vor dem ersten Act hilft. Sorge für wetterfeste Lösungen (Planen, Sonnenschirme) und plane Pufferzeiten im Ablauf. Und: Halte einen Plan B bereit — bei plötzlich schlechtem Wetter kommt ein schneller Umzug in einen Hausflur oder Draußen-abgespeckte Version in Frage.

    Wenn du Fragen zu technischen Details oder lokalen Anlaufstellen in Chemnitz brauchst, schreibe mir gern — ich helfe dir gern mit Kontakten und persönlichen Erfahrungen.