Warum eine Interviewserie mit lokalen Künstlerinnen?
Ich liebe es, Künstlerinnen aus Chemnitz sichtbar zu machen — nicht nur einzelne Porträts, sondern eine ganze Serie, die Gemeinsamkeiten, Unterschiede und das Netz hinter der Szene zeigt. Eine Serie erlaubt Tiefe: Du kannst Themen vertiefen, Entwicklung verfolgen und Leserinnen immer wieder zurückbringen. Bei Lima Chemnitz möchte ich damit nicht nur informieren, sondern auch Brücken bauen zwischen Publikum, Veranstalterinnen und den Kreativen selbst.
Recherche: Wo beginne ich?
Die Recherche ist das Herzstück. Ich starte immer mit drei Sätzen: Wer? Was? Warum jetzt?
- Lokale Augen und Ohren: Ich scanne Veranstaltungskalender wie den von Lima-chemnitz.de, Regionalseiten, Facebook-Events und Instagram-Hashtags (#chemnitz, #chemnitzkultur). Oft führt mich ein Konzert-Posting auf Instagram zu weiteren Empfehlungen in den Kommentaren.
- Netzwerke und Multiplikatorinnen: Kulturhäuser (Treibhaus, Schauburg), Jugendzentren, Label oder Bookerinnen sind Gold wert. Ich schreibe ihnen kurz, erkläre das Projekt und frage nach Empfehlungen.
- Alte Artikel und Presskits: Pressetexte, frühere Interviews und Webseiten geben einen schnellen Überblick über Werdegang, Stil und Veröffentlichungen.
- Persönliche Besuche: Nichts ersetzt das Live-Erlebnis. Ich gehe auf Konzerte, Ausstellungen und in Studios — meistens komme ich mit spontanen Gesprächen und Visitenkarten zurück.
Auswahlkriterien: Wen nehme ich in die Serie?
Ich achte auf Diversität: musikalische Genres, künstlerische Disziplinen, Herkunft und Altersgruppen. Wichtig ist für mich auch der Zugang: Gibt es eine Geschichte, die sich über mehrere Folgen spannender erzählen lässt? Manchmal wähle ich bewusst Newcomerinnen, die wenig Sichtbarkeit haben, manchmal etablierte Künstlerinnen, um unterschiedliche Perspektiven gegenüberzustellen.
Kontaktaufnahme: Die erste Nachricht
Meine erste Nachricht ist kurz, persönlich und transparent. Ich schreibe per E-Mail oder DM und nenne:
- Wer ich bin (kurz: Lima Chemnitz, Eventblog)
- Was ich plane (Interviewserie, Format, Länge)
- Warum ich gerade sie anspreche (konkreter Bezug z. B. ein Konzertbesuch)
- Konkrete Zeitfenster und technische Details (persönlich, Telefon, Zoom; Aufnahme/Foto)
- Hinweis zu Nutzungsrechten und Einverständnis
Ein Beispiel-Satz, den ich oft benutze: „Ich schreibe für Lima Chemnitz und plane eine Interviewserie über lokale Künstlerinnen. Dein aktuelles Projekt XY hat mich sehr interessiert — hättest du Lust auf ein Gespräch im Oktober? Dauer ~45 Minuten, Aufnahme für Zitatfreigabe möglich.“
Interviewvorbereitung: Fragen und Struktur
Ich entwerfe ein Gesprächsgerüst, das genügend Flexibilität lässt. Wichtig ist nicht, einen starren Fragekatalog abzuarbeiten, sondern einen roten Faden zu haben.
- Einleitung: Kurzer persönlicher Einstieg (Werdegang, aktuelles Projekt)
- Tiefergehende Themen: Arbeitsprozess, Inspirationsquellen, lokale Szene, Herausforderungen
- Konkrete Projekte: Hintergründe zu Alben, Ausstellungen, Konzerten
- Zukunftsfragen: Pläne, Wünsche, Unterstützung durch die Stadt/Community
- Abschluss: Tipp an die Leserinnen, Wunsch nach Kollaboration, Kontaktinfos
Ich schreibe mir zu jeder Sektion offene Fragen und 1–2 Follow-up-Fragen. Beispiele: „Wie hat Chemnitz deine Arbeit beeinflusst?“ oder „Gab es Momente, in denen du Denkweisen ändern musstest, um weiterzumachen?“
Technik: Aufnahme, Notizen, Fotos
Für Audio nutze ich meistens mein Smartphone (iPhone mit Voice Memos) oder ein kompaktes Zoom H4n, wenn es qualitativ sauberer sein soll. Für Notizen arbeite ich mit einem kleinen Notizbuch und manchmal mit dem Laptop (für Zoom-Interviews). Für Fotos nutze ich meine Spiegelreflexkamera oder ein gutes Smartphone — natürlich frage ich vorab nach Vorlieben für Porträts und Location.
Wichtig: Ich teste die Aufnahmegeräte vorher und kläre, ob das Interview aufgezeichnet werden darf. Oft biete ich an, eine Tonprobe aufzunehmen, damit die Gesprächspartnerin sich mit dem Klang vertraut macht.
Das Gespräch: Haltung und Timing
Ich versuche, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Person sicher fühlt. Das heißt: pünktlich sein, Smalltalk, Getränke anbieten, das Aufnahmegerät erklären. Ich nehme mir Zeit für Pausen und lasse Antworten aussprechen. Manchmal entstehen die besten Zitate in Momenten, in denen ich scheinbar vom Thema abweiche.
Timing: Ich plane 45–60 Minuten ein. Das reicht für Tiefe, ohne zu ermüden. Nach dem Interview sage ich, wie es weitergeht (Transkript, Freigabe, Veröffentlichungsdatum).
Transkription und Bearbeitung
Ich transkribiere das Gespräch wörtlich, nutze dafür Dienste wie Otter.ai oder Amberscript, die ich anschließend manuell korrigiere. Beim Schreiben des Artikels arbeite ich mit originalen Zitaten und ergänze Kontext. Wichtig ist die Balance zwischen wörtlicher Wiedergabe und Lesefluss: Lange Satzfragmente kürze ich, ohne die Aussage zu verfälschen.
| Schritt | Was ich mache |
|---|---|
| Transkription | Otter.ai → manuelle Korrektur |
| Struktur | Lead, Zitate, Hintergrund, Kontext |
| Faktencheck | Daten, Konzertdaten, Namen prüfen |
Ethik und Einverständnis
Ich lege großen Wert auf Transparenz: Vor Veröffentlichung sende ich den Interviewtext oder die wichtigsten Zitate zur Freigabe. Manche Künstlerinnen möchten Zitate präzise geändert sehen — das respektiere ich. Bei sensiblen Themen frage ich aktiv nach, ob bestimmte Passagen anonymisiert oder gestrichen werden sollen. Schriftliche Einverständniserklärungen für Fotos und Zitate nehme ich oft per E-Mail entgegen.
Texte verfassen: Stimme und Stil
Meine Texte sind persönlich und nahbar. Ich beginne oft mit einer Szene — einem Konzertmoment oder einem Satz der Künstlerin — um Leserinnen direkt hineinzuziehen. Dann verknüpfe ich Zitate mit Hintergrundinfos und eigenen Beobachtungen. Ich nutze Überschriften, kurze Absätze und Fettungen, damit der Artikel online gut lesbar bleibt.
Multimedia und Präsentation
Eine Interviewserie lebt von Vielfalt: Porträtfotos, kurze Audio- oder Videoclips, Spotify-Playlists mit den Lieblingssongs der Künstlerin und Veranstaltungshinweise. Auf Lima Chemnitz verlinke ich immer relevante Termine und stelle eine kleine Galerie mit Fotos online. Für Audio-Snippets nutze ich Anchor.fm oder direkt eingebettete MP3-Dateien.
Veröffentlichung und Promotion
Ich plane eine Staffel mit festen Veröffentlichungsintervallen (z. B. zweiwöchentlich). Vor Veröffentlichung informiere ich die Interviewpartnerin und sende Social-Media-Material (Zitatebilder, Fotos). Auf Instagram poste ich Zitatcards, auf Facebook längere Teaser. Lokale Kulturgruppen, Radio Chemnitz oder Eventplattformen erwähne ich gezielt, um Reichweite zu erreichen.
Follow-up: Beziehungen pflegen
Nach der Veröffentlichung bleibe ich in Kontakt: Ich sende einen Dank, teile Performance-Statistiken und frage, ob sie künftig in weiteren Formaten mitwirken möchten (z. B. Lesung, Panel, Playlist). Für mich sind diese Interviews weniger einmalige Projekte, sondern Bausteine langfristiger Zusammenarbeit in der Chemnitzer Kulturszene.
Wenn du eine Interviewserie starten willst: Fang klein an, sei neugierig und respektvoll — der Rest wächst mit den Gesprächen. Auf Lima Chemnitz (https://www.lima-chemnitz.de) sammle ich regelmäßig Beispiele und Termine, die dir helfen können, den nächsten Schritt zu gehen.